Ein Fußballtrainer würde sagen: Es war das zu erwarten schwierige Spiel. Auf Einladung von Annabella Eschengerd nahm ein harter Kern der Bielefelder Poetry Slam-Szene an einem Slam im Rahmen von „Das Fest“ teil. Als die Veranstaltung gegen 21 Uhr 15 begann, war der große Saal des Theaterlabors zu gut einem Drittel mit annähernd 50 Zuschauern besucht.
Ich, Markus Freise, hatte mich bereit erklärt, diesen wohl einmaligen Slam zu moderieren und fand mich zugleich mit einem anspruchsvollen Publikum konfrontiert, dass weniger Moderation und mehr Beiträge forderte. So ging es dann auch los. Nacheinander traten Sven Fritze, Holger Sauer, André Lampe und Indira Heidemann in Runde 1 an, die Indira mit einem ergreifenden Text über das Sterben gewinnen konnte. Runde 2 machten Barbara Rademacher, Annabella Eschengerd und Etta Streicher unter sich aus. Hier konnte Etta ihre Widersachererinnen in die Poesie-Schranken weisen.
Vor dem Finale verließen dann erstaunlich viele Zuhörer den Saal, so dass diese ein Feature aus zuerst der Hip-Hop-Crew Independenzia gab dann noch Mischa Sarim Vérollet ein Feature zum Besten.
Das Finale konnte dann letztlich Indira für sich entscheiden und einen Gutschein vom Buchladen Eulenspiegel einheimsen.
Mein subjektives Fazit: Unterm Strich und eine überschlafene Nacht später fühlt es sich misslungen an. Da sollte zusammenkommen, was irgendwie nicht zusammengeht. Es war deutlich zu spüren, dass die beiden kulturellen Gegenpole – Hochkultur und Off-Literatur – sich nicht wie gewünscht gegenseitig ein wenig reizen und damit anfeuern würden. Eher das Gegenteil war der Fall. Deutlich zu erkennen, an der doch recht überschaubaren Zuschauerzahl. Auch, dass der vom Theaterlabor eigentlich gewünschte Effekt eintreten würde, ein Slam können klassisches Slam-Publikum in deren Räumlichkeiten und damit an sie heran führen, schlug fehl. Es ist einfach so, wie Mischa es beim After-Show-Bier feststellte: Die Slam-Dichte in Bielefeld ist genau passend hoch. Mehr Slam als den Bunkerslam und die All Stars braucht Bielefeld nicht. Neben all dem war deutlich zu beobachten, dass alle eigentlichen Slammer sich sichtlich unwohl fühlten und dann auch zügig und irgendwie unbemerkt von Dannen zogen.
So schnell jedoch geben wir uns nicht geschlagen. Direkt im Anschluss an den Slam haben wir uns mit den Verantwortlichen des Theaterlabors zusammengesetzt und vereinbart, darüber konstruktiv zu reden, inwiefern es Chancen geben kann, die erwähnten beiden kulturellen Pole doch zu etwas fruchtbarem zusammenzufähren. Das wird spannend. Wir halten Euch auf dem Laufenden.